Trauma
Was bedeutet der Begriff "Trauma"?
Wenn von einem Trauma gesprochen wird, dann handelt es sich um eine Erfahrung extremer Hilflosigkeit und Verlust. Die Auswirkungen treten dabei auch immer in einer körperlichen Symptomatik auf bzw. ziehen diese mit sich. Die bisher erlernten Strategien der Abwehr und Problemlösung versagen. Das Selbstvertrauen leidet, genauso wie das Urvertrauen. Die Hoffnung, dass alles gut wird, das alles besser wird, kann unter Umständen gar nicht mehr wahrgenommen werden. (Pruckner et al 2004, Psychodrama - Ein Handbuch: siehe S. 349)
Symptome eines Traumas?
Vorweg möchte ich in diesem Zusammenhang den Begriff "PTBS" an dieser Stelle näher erläutern. Darunter versteht man eine "posttraumatische Belastungsstörung", die sich nach einem traumatischen Erlebnis manifestieren kann.
Wesentliche Symptome einer PTBS können sein:
- flash backs = angetriggert durch ein Erlebnis im Hier und Jetzt (das können Geräusche oder Gerüche sein, diverse Dinge, die eine Erinnerung an dieses Erlebnis auslösen) kann die traumatische Situation erneut durchlebt werden,
- Bilder/Szenen, die zwangsartig auftreten,
- Schlafstörungen, (wiederkehrende) Alpträume,
- Rückzug aus dem sozialen Umfeld,
- Rückzug aus räumlichen Verbindung ( z.B. öffentliche Verkehrsmittel werden gemieden, bestimmte Plätze, ... alles, was in Verbindung mit dem Erlebnis stehen könnte),
- es können Phänomene der Depersonalisation auftreten.
Das bedeutet, die betroffene Person erlebt sich als in 2 Teilen aufgeteilt, ein Teil dieses traumatisches Erlebnisses kann dabei vergessen werden.
- das kann bis hin zur Dissoziation gehen.
Das bedeutet, dass die Person aus sich selbst heraus tritt und das traumatische Erlebnis von außen betrachtet.
- "Hyperarousal" Symptome können auftreten.
Das bedeutet, der Körper ist sozusagen in einer Alarmbereitschaft was die Wahrnehmung als auch die Organe betrifft. Die Flucht- und Kampfreflexe werden aktiviert, die eigenen Erstarrung verhindert allerdings eine Umsetzung in sinnvoll, ausgeführte Handlungen.
Dies kann sich nun in Form von Nervosität, Zittern, Schlaflosigkeit bis hin zu Erschöpfungszuständen und einem geschwächten Immunsystem auswirken.
- Häufig kann auch Verwirrung entstehen, da es zu einer (unbewussten) Identifizierung mit dem Täter kommt, was eine zusätzliche Belastung darstellen kann. Dieser Punkt kommt vor allem dann zum Tragen, wenn der Täter aus dem näheren (familiärem) Umfeld stammt
(Pruckner et al, Psychodrama - Ein Handbuch: siehe S. 348 - 351).
Was passiert neurologisch gesehen?
Es wird angenommen, dass es zu einer Entkoppelung zwischen Gehirnregionen kommt. Dies tritt ein, weil die Verarbeitungskapazität des Gehirns extrem überlastet ist. Es kommt zu einer Unterbrechung des Austausches zwischen wichtigen Systemen, in diesem Fall zwischen dem limbischen System, der Amygdala und dem Neocortex.
Die Kommunikation der linken Gehirnhälfte, welche zuständig ist für verbale Verarbeitungsprozesse, und der rechten Gehirnhälfte, die wiederum für bildhafte Prozesse verantwortlich ist, ist unterbrochen. Dies zeigt sich nun darin, dass Worte, Bilder und körperliche Sensationen nicht zueinander finden.
In diesen Situationen kommt dem sogenannten instinktiven "Reptilienhirn" eine große Rolle zu. Dieses ist entwicklungsgeschichtlich relativ früh einzugliedern und entscheidet in Sekundenschnelle und relativ unabhängig, beim Trauma abgekoppelt, von den Denkfunktionen über die Reaktion auf lebensbedrohliche und lebenswichtige Reize. Hier kann es zu einer Fehlreaktion kommen, die Auswirkungen mit sich zieht.
Traumatisierten Menschen können beeinträchtigt sein in ihrem spontanem Handeln, in ihrer Kreativität, die eigenen Bilder, Träume und Einfälle können für sie zur Qual werden (Pruckner et al, Psychodrama - Ein Handbuch: siehe S. 351).
Trauma und Psychodrama
Die Psychodrama-Psychotherapie kann für traumatisierte Menschen insofern hilfreich sein, da diese Methode die beiden oben beschriebenen Vorgänge dahingehend unterstützt, Worte und Sprache zu finden, zu benennen und mit Bildern zu kombinieren. Auch die Arbeit am eigenen Körpergefühl wird durch die Herstellung dieser Verbindung ermöglicht (Pruckner et al, Psychodrama - Ein Handbuch, siehe S. 351).
Psychodrama bietet in der Arbeit mit Trauma eine Möglichkeit, die eigene Spontanität und Kreativität wieder zu entdecken und zu aktivieren.
Psychodrama unterstützt in der Rollenflexibilität und hilft dabei, dass Rollenerweiterung gelingt.
Psychodrama bietet eine Möglichkeit der Be- und Verarbeitung des Erlebnisses in Form der psychodramatischen Rekonstruktion mit anschließender Integration.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass Trauma-Arbeit stets Geduld und Sensibilität erfordert, von Seiten der betroffenen Person, als auch aus therapeutischer Sicht.
Die Bearbeitung eines Traumas sollte stets mit einer dafür qualifizierten Person erfolgen und auf Basis einer vertrauensvollen, therapeutischen Beziehung stattfinden.
Der primäre Fokus in diesem therapeutischen Prozess liegt dabei auf die "Stabilisation" gerichtet. Erst wenn das gelungen ist bzw. gelingt, kann an eine mögliche "Traumaexposition" stattfinden.
Hier gilt: ob und wann eine Traumaexposition durchgeführt wird, ist absolut individuell und richtet sich nach den Bedürfnisse der betroffenen Person.